Douglasien im Enster Sundern

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Die Douglasien stehen am Südrand des Arnsberger Waldes in der Nähe des Dorfes Enste bei Meschede. Aus Richtung Autobahnabfahrt Meschede-Enste der A 46 erreicht man nach Durchquerung von Enste in nördlicher Richtung, etwa 400 m hinter dem Dorf den Wanderparkplatz „Kämpchen“. Dort ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen durch das Gebiet. Die Douglasien befinden sich in dem weitläufigen Gebiet nördlich des Parkplatzes, können aber ohne ortskundigen Führer nicht gefunden werden, da sie abseits der Wege innerhalb der Bestände liegen.
Die Fläche gehört zum Revierförster-Bezirk Enste und liegt im Forstort Grafenborn.

Der Parkplatz liegt an den Wanderwegen A7, A8. Ein örtlicher Wanderweg zum Ensterknick stellt die Verbindung zum Plackweg und Wennemer Höhweg, die sich dort treffen.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Dorf Enste nicht zu erreichen. Die nächste Bushaltestelle befindet sich an der L 743 im Gewerbegebiet Enste. Höhenlage: mittl. Höhe 320 m ü. NN, Hanglage

Beschreibung

Das Waldstück in ansteigender Hanglage macht einen recht naturnahen Eindruck mit einem Buchen-Fichten-Mischwald unterschiedlichen Altersaufbaus. Auch die stehenden Totholzbäume mit zahlreichen Spechthöhlen und Baumschwämmen zeigen ein relativ ökologisch intaktes Waldgebiet. In der Krautschicht wechseln sich vergraste Stellen und Flächen mit zahlreichen Buchensämlingen ab.

Auf dem weiteren Weg trifft man zuerst auf einige mächtige Weißtannen mit einem BHD (Brusthöhendurchmesser = Durchmesser des Baumes in 1,3 m Höhe) von bis zu 1,5 m. Unter den Baumkronen haben sich zahlreiche Tannenkeimlinge angesiedelt. Etwas weiter hangaufwärts stehen zehn mächtige Douglasien, die durch ihre tiefgefurchte Borke sofort auffallen. Die Größe der Bäume liegt bei über 40 m. Auch auf dieser Fläche fallen zahlreiche Keimlinge der Douglasien, vermischt mit Fichten- und Buchensämlingen auf. Im Hintergrund stockt ein relativ dichter Fichtenwald.

Geschichte des Enster Sundern

Zu den bedeutendsten landesherrlichen Sondergehölzen des Arnsberger Waldes gehörte aufgrund seiner beträchtlichen Ausdehnungen der Enster Sundern. Er taucht schon im 15. Jhd. in den damaligen Mastregistern auf. Seinen Namen trug er nach der gleichnamigen Siedlung Enste (abgeleitet von Enhorst). Sie bestand nach den Angaben der Mastregister nur aus wenigen Hofstellen. Prinzipiell war die Nutzung nicht anders organisiert als in den gemeinen Marken. Der Landesherr bezog von einer allerdings geringen Anzahl von Schweinen das halbe Mastgeld. Da durch die wenigen Nutzungsberechtigten das Mastvolumen bei weitem nicht ausgeschöpft werden konnte, bot sich die Gelegenheit, eine Anzahl Schweine zusätzlich einzutreiben. Der größere Teil davon wurde zugunsten des Kurfürsten gemästet. Der Schulte von Enste besaß nach Ausweis der Mastregister das „Recht zum dritten Baum im Enster Sundern“. Oberförster Calaminus schrieb in dem Bericht über den Zustand der Kurfürstlichen Privatwaldungen im Herzogtum Westfalen von 1785 bis 1801 über die Gerechtsamen im Enster Sundern:
„Der dermalige Schulte Ennest ist darin auch den 3. Baum belehnet und ziehet daher auch 1/3 von den eingehenden Kohl und Holzgeldern, treibt zur Zeit der Mast also auch das dritte Schwein und muß die Dienst eines Holzknechtes ohne Gehalt verrichten. Uebrigens genießt er frey Brennholz, Bau-, Geschirr- und Zaunholz, welches alles derselbe sich aber dermalen anweisen lassen muß.“
Das Recht des Hofes auf die Drittelsberechtigung wird also in Zusammenhang gebracht mit der Verpflichtung, die landesherrlichen Mastschweine „zu huysen und herbergen“. Weitere umfangreiche Leistungen hatte der Hof daneben im landesherrlichen Jagdbetrieb zu leisten. So scheint das Recht auf den „dritten Baum“ als eine Vergünstigung für die geforderten Dienste verstanden worden zu sein.
Oberförster Calaminus hatte im 18. Jhd. eine klare Vorstellung von dem, was unter einem Sundern zu verstehen sei: Freies Schalten und Walten durch den Eigentümer in einem privaten Gehölz, so kurz und knapp umriß Calaminus die Besonderheiten jener Gebilde, als deren Gegensatz nach seiner Auskunft im Herzogtum Westfalen die Marken verstanden wurden.  Tatsächlich charakterisiert bereits der Ausdruck Sundern das damit bezeichnete Phänomen als den abgesonderten, nicht allgemein zugänglichen Bezirk. Überspitzt könnte man also sagen, der Sundern sei eine Mark mit einer stark reduzierten Anzahl von Berechtigten, soweit es sich nicht ohnehin lediglich um das Eigengehölz eines bestimmten Hofes handelte.

Forstgeschichte

Heute ist die Fichte im Arnsberger Wald die Hauptbaumart. Dies war noch vor 150 Jahren nicht so. Sondern erst allmählich setzten sich die Fichtenpflanzungen durch.
In dem Bericht über den Zustand und Umfang der Kurfürstlichen Privatwaldungen im Herzogtum Westfalen (1785-1801) beschreibt Oberförster Heinrich Calaminus den Enster Sundern so:
Größe: „eine Stunde lang und eine halbe breit und nicht vermessen.“
Holzbestand: „Die Vorberge nach der Ruhr haben zum Oberholze Eichen, die größtentheils noch das Waldrecht ausmachen. Unterholz ist buchener Stock oder Wurzel Ausschlag. Die Hinterberge sind Buchenwald und in gutem Stande, so daß jährlich an 4 bis 500 Malter Kohlholz gehauen werden können.“

Die Beschreibung der Oberförsterei Rumbeck (nach 1853) enthält in Kap. II „den Holzbestand und dessen Bewirthschaftung...“  über die Fichte: „Die Fichte ist seit etwa 30 Jahren auf einer Fläche von 888 Morgen theils durch Saat theils durch Pflanzung angebauet. Sie ist bisher nur auf verangerten Orten und besonders an Heidewänden aus Noth cultivirt. Die Pflanzung ist hier stets gerathen und die Saat oft fehlgeschlagen. Die Fichte soll fernerhin nur an verangerten Orten vorübergehend angebaut werden und zwar nur durch Pflanzung.“
Im Taxationsrevisionswerk der Oberförsterei Rumbeck von 1882 ist zu lesen:
Die Fíchte „ist in der Oberförsterei Rumbeck keine heimische Holzart. Die ältesten Bestände sind 45-50jährig aus Saat entstanden.“

Auch über die Tannen, von denen wir heute noch einige Exemplare im Enster Sundern finden wurde berichtet:
„Die Tanne ist erst in der letzten Wirthschaftsperiode in der Oberförsterei Rumbeck eingeführt worden. Die in kleinen Horsten und einzeln in den Fichtenkulturen eingesprengten Exemplare zeigen einen freudigen Wuchs und gutes Gedeihen. Es empfiehlt sich, diese Holzart wegen ihrer waldbaulichen Vorzüge auch ferner in mäßiger Beimischung in die Fichtenkulturen einzubringen und zur Einsprengung in Buchenverjüngungen zu verwenden.“

Wenige Jahre später ist der Fichtenanbau im Betriebsregulierungswerk der Oberförsterei Rumbeck von 1894 beschrieben:
„Die Fichte nimmt eine Fläche von 35% der Gesamtholzbodenfläche ein. Aus dem Aufbau der Altersklassen ersieht man, daß der Fichten-Anbau erst seit 40-50 Jahren im größeren Umfange hierorts betrieben worden ist. Es läßt sich aber erkennen, daß die Fichte die Bedingungen ihres günstigen Gedeihens hierselbst findet, und daß sie, wie einzelne Bestände in benachbarten Revieren beweisen, auch im Stande ist, bis zu höherem Alter auszuhalten und alsdann auf besseren Bodenpartien massenweise und werthvolle Bestände zu liefern.“
Waldbau
Obwohl auch heute die Fichte die wichtigste Baumart im Sauerland bleibt wird in den letzten Jahren versucht, v.a. die Buche wieder verstärkt zu fördern. Auch die beiden Besonderheiten an Baumarten im Enster Sundern, Weißtanne und Douglasie sollen gefördert werden und die kleinen Bestände sich durch Naturverjüngung regenerieren. Aufgrund des starken Wilddruckes im Arnsberger Wald ist zu einer erfolgreichen Anzucht der Keimlinge die Einzäunung der Flächen mit einem Wildschutzgatter unumgänglich. Die jungen Nadelbäume stellen im Speiseplan des Wildes eine seltene „Spezialität“ dar, die bevorzugt abgefressen werden und so ohne Schutzzaun nicht aufwachsen könnten. Die wenige Jahre alten Wildlinge werden dann ausgegraben und an geeigneter Stelle ausgepflanzt.

Weißtanne

Schon von weitem fällt die Weißtanne (Abies alba) durch ihre auffällige Krone auf, die besonders in geschlossenen Beständen storchennest-artig geformt ist. Ihren Namen hat die Weißtanne durch ihre helle Rinde oder von den auf der Unterseite fast weiß erscheinenden Nadeln. Neben den zwei hellen Streifen auf der Unterseite sind die Nadeln leicht zu erkennen an der meistens gekerbten Spitze. In Deutschland finden wir ausgedehnte Tannenbestände in den Vogesen, im Frankenwald und im Schwarzwald. Im Arnsberger Wald gehört die Tanne zu den Exoten.
Umgangssprachlich wird zwischen Tannen und Fichten kaum unterschieden, obwohl die Vertreter der beiden Gattungen kaum miteinander zu verwechseln sind.

Douglasie

Die Douglasie oder Douglasfichte (Pseudotsuga menziesii) gehört zu den Kieferngewächsen (Pinaceae). Die reifen, etwa 5-8 cm langen Zapfen hängen an den Ästen und fallen als ganzes ab. An den Zapfen der Douglasie fallen die dreispitzigen Deckschuppen auf.
Die Nadeln sind flach und nicht in zwei deutlichen Reihen am Ast. Nach dem Abfallen hinterlassen sie eine deutliche Narbe am Ast. Die Nadeln sind etwa 2-3 cm lang, oberseits dunkelgrün, unterseits hellgrün, etwa 2 mm breit, stumpf oder zugespitzt, unterseits mit nicht immer deutlichen weißen Längsstreifen.
Die Rinde ist in der Jugend glatt, dunkelgrau und mit auffallenden Blasen, die sich mit dem Daumennagel aufdrücken lassen. Sie enthalten farbloses, aromatisch nach Zitrone riechendes Harz. Im Alter bildet sich eine sehr tiefe längsrissige Borke von braunrötlicher bis dunkelbrauner Farbe aus.

Verbreitung

Die Douglasie kann als die wichtigste eingebürgerte Baumart bezeichnet werden. Eine ähnliche Art gab es bis zu den Eiszeiten auch bei uns. Die Gattung überlebte die Eiszeiten in Amerika wegen der Nord-Süd-Streichrichtung der großen Gebirge in Nordamerika und blieb dort beheimatet. Dort stellt die Douglasie eins der meist verwendeten Nutzhölzer dar.
Die Douglasie, die durch die preußischen Versuchsanbauen 1880-1890 erstmals Eingang in den Arnsberger Wald fand, hat sich im Allgemeinen recht gut bewährt. Sie gedeiht auf vernässungsfreien Standorten und zeigt eine der Fichte ebenbürtiges Wachstum. In den tieferen Lagen und im Regenschatten des Sauerlandes ist sie der Fichte sogar überlegen, da sie durch ihren höheren Wärmebedarf hier besser heranwächst. Dagegen hat sie besonders in den kalten Wintern 1962/63 und 1978/79 stark unter den winterlichen Frösten gelitten.
Im Pflegeblockplan des Forstamtes Rumbeck von 1935 ist verzeichnet, daß die Douglasien im Forstort Grafenborn der einzige Bestand im Revierförsterbezirk Enste darstellen.
Auch Heute stellt die Douglasie noch einen Exot unter den Baumarten dar. Ihre Anbaufläche beträgt in NRW unter 1%. Da sie erst seit dem letzten Jahrhundert in Deutschland eingebürgert ist, zählt die Douglasie zu  den sog. „Fremdländeranbauten“.

Die Exemplare im Enster Sundern haben Höhen zwischen 38 und 44 Meter und einen BHD von 0,79 bis 1,0 m. Der Derbholzgehalt (über 7 cm Stammdicke) beträgt bei der stattlichsten Douglasie 13,35 Festmeter (Holzvolumen, das sich aus Länge und Durchmesser berechnet).

Zukünftige Entwicklung

Eine stärkere Beteiligung der Douglasie am Bestockungsaufbau im Arnsberger Wadl wäre wünschenswert, weil durch sie das mit der Nadelholz-(Fichten-) wirtschaft verbundene Risiko wahrscheinlich vermindert wird.
Die Naturverjüngung stellt eine erfolgversprechende Maßnahme dar, diese Baumart zu erhalten. Problematisch ist einerseits der Wildverbiß, der durch Gatterbau verhindert werden kann. Oft zerstören aber auch unachtsame Waldbesucher, die sich fernab der Wege bewegen die Nachzucht. Die vorhandenen etwa 115 Jahre alten  Douglasien zeigen noch einen guten Zustand und einen guten Wuchs. Gefährdet werden sie auf natürlichem Wege mittelfristig höchsten durch Unwetter, wie bereits ein Exemplar durch Blitzeinschlag vernichtet worden ist. Da die Bäume mittlerweile die Hiebsreife erreicht haben, ist es möglich, daß sie ihrer Bestimmung entsprechend gefällt werden. Bis dahin werden sie jedoch weiter gute Samenbäume abgeben.

Nach heutigen Kenntnissen können sich wärmeliebende Baumarten, z. B. Eiche, Hainbuche, Winterlinde, Ahorn oder die Douglasie einer Klimaerwärmung besser anpassen als z. B. Buche oder Fichte.

Stephan Teutenberg