Sparkasse Meschede
 
 
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Ein wichtiger Gedanke zur Gründung von Sparkassen war es, Geringverdienende vor Armut und Not zu bewahren, indem man sie zur rechtzeitigen Sparksamkeit anhielt und ihnen mit der Sparkasse dafür geeignete Gelegenheit bot. Das Ziel war also Verhinderung von Armut durch Hinleitung zur individuellen Vorsorge. Das nicht unerwünschte Nebenergebnis war, daß die kommunalen Armen- Witwen-, Waisen- und Invalidenkassen entsprechend weniger in Anspruch genommen werden mußten. - Ein Gedanke, der sich in der aktuellen Gesundheitsvorsorge wiederholt.

Bereits am 7.3.1835 hatten die Kreisstände des Kreises Meschede die Errichtung einer Kreis-Sparkasse in Verbindung mit einer Leihanstalt beschlossen, für die der Kreis die erforderliche Sicherheitsgarantie übernehmen sollte. Mit der Begründung, der Kreis könne nur die Garantie für ein Unternehmen tragen das den ganzen Kreis betreffe, dies sei aber bei der geplanten Sparkasse nicht der Fall, verweigerte die Regierung in Arnsberg die Genehmigung zur Gründung.

Einige Jahre später wurde vom Kreis ein zweiter Anlauf genommen. Zwar zog sich der Entscheidungsprozeß zwischen den preußischen Instanzen noch einmal zwei Jahre hin, hatte dann aber Erfolg. Am 18.5.1844 konnten die Kreisstände das Statut für die Sparkasse des Kreises Meschede beschließen. Durch Königliche Kabinettsordre - denn nur der preußische König in Berlin konnte die Gründung genehmigen - vom 29.11.1844 wurde dieses Statut genehmigt. Am 2. April 1845 wurde dann in dem Privathaus des ersten Rendanten der Kreissparkasse, dem Geometer Julius Lex, in der Ruhrstraße 65 die erste Kreissparkasse in Meschede eröffnet. Als Besoldung erhielt der Rendant 25 % der jährlichen Zinsüberschüsse. Zu der Zeit reichte ein Sparkassenraum in der Wohnung des Rendanten zur Erledigung der Bürogeschäfte aus. Der Rendant erledigte die Bankgeschäfte nebenberuflich.

Die geschäftliche Entwicklung dieser Sparkasse war zunächst recht postiv, dann aber erwuchs ihr Konkurrenz in benachbarten Städten. Besonders schicksalhaft sollte jedoch für die Kreissparkasse die Tatsache werden, daß am 16.2.1866 eine zweite Sparkasse in Meschede selber ihren Geschäftsbetrieb aufnahm; im Haus des Stadtrentmeisters Anton Mertens in der Hennestraße. Bereits 1862 hatte sich der Stadt- bzw. Gemeindevorsteher um die Gründung einer Sparkasse der Stadt Meschede bemüht. Nach einer zunächst ablehnenden Haltung konnte das Statut durch die Stadtverordneten dann endlich am 20.5.1865 beschlossen werden Die Genehmigung erfolgte am  27.7.1865 durch den Oberpräsident von Westfalen, von Düesberg.

Die Existenz zweier Sparkassen an einem Ort war für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich. Es fragt sich, warum sich die Stadt trotzdem in diese Situation begab. Möglicherweise ließ die im ganzen erfreuliche Entwicklung der Kreisparkasse den Wunsch aufkommen, am Kuchen beteiligt sein zu wollen, aber auch der Prestigegesichtspunkt, von den Verwaltungsmittelpunkten der drei Kreise des Hochsauerlandes der einzige zu sein, der keine eigene Sparkasse hatte, mag eine Rolle gespielt haben. Die gute Entwicklung der Kreissparkasse wurde bei Eröffnung der Stadtsparkasse zunächst nicht sonderlich beeinträchtigt. Im Jahr 1875 hatte die Kreissparkasse 1,8 Mio M Einlagen, während die Stadtsparkasse nur auf 0,3 Mio M kam.

Durch ungünstige Entwicklungen und neue Anordnungen des Oberpräsidenten kamen auf die Kreissparkasse neue Probleme zu. Die Träger der Kreissparkasse mußten nicht nur ihre Erwartungen begraben, Ausschüttungen zu erhalten, sie sahen sogar die Bestimmung des Statuts unerfüllbar werden, daß der Reservefonds der Sparkasse 10 % der Einlagen erreichen mußte. Durch die gesamte Entwicklung sahen sich die Kreisstände am 5.4.1876 genötigt, einen Beschluß zur Auflösung der Sparkasse des Kreises Meschede zu fassen. Nachdem die Regierung in Arnsberg wegen des Gewichts der Sache einen nochmaligen Kreistagsbeschluß gefordert hatte, wurde am 8.8.1877 nochmals ein Beschluß zur Auflösung gefasst. Über die Mescheder Zeitung wurde die Öffentlichkeit am 14.9.1877 darüber informiert, daß zur Erleichterung des Geldverkehrs im Kreis die Existenz einer Kreissparkasse nicht mehr erforderlich sei, weil hierzu die im Kreise vorhandenen weiteren Geldinstitute hinlänglich imstande seien. Spareinlagen durften von dieser Zeit an nicht mehr angenommen werden, die vorhandenen leitete man auf andere Institute um.

Die Auflösung der Kreissparkasse wurde dem bis dahin amtierenden Rendanten übertragen; aus dem Kreistag wurde ein Kuratorium gewählt, das ihn darin unterstützte. Erst im Oktober 1883 stellte das Kuratorium den Antrag, die Sparkasse aufzulösen, da alle Geschäfte abgewickelt und sämtliche Passiva zurückgezahlt worden seien.

Nach der Übernahme eines Teils der Spareinlagen von der Kreissparkasse hatte die Stadtsparkassse Ende 1879 Gesamteinlagen in Höhe von 1,32 Mio M. Ende 1913 betrugen die Spareinlagen 8,5 Mio M auf 5686 Sparkonten. Wegen des gestiegenen Geschäftsumfangs siedelte die Sparkasse 1898 ins Rathaus der Stadt Meschede über. In den Jahren 1908/1909 wurde im Deutschen Reich mit dem Scheckgesetz beginnend, den Sparkassen formell der Weg bereitet, eine Reihe von Geschäften aufzunehmen, die bis dahin nur von den privaten Banken betrieben wurden. Diese Gesetze führten zu harten Auseinandersetzungen. Viele hielten die bankmäßigen Geschäfte mit den traditionellen Sparkassenaufgaben für unvereinbar. Die Diskussion wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs jäh unterbrochen. Die Aufnahme des bargeldlosen Kontokorrentverkehrs mit Scheck- und Giroüberweisung erfolgte in Meschede dann erst 1924, nachdem die neue Renten-Mark-Währung eingeführt worden war. In der Frage der Mithilfe bei der Finanzierung des Ersten Weltkriegs durch Kriegsanleihen waren die westfälischen Sparkassen ebensowenig wie andere zögerlich. Durch die Kriegsanleihen eröffneten sich den Sparkassen ohne große Diskussionen das Wertpapierkommissionsgeschäft und das Depotgeschäft.
Innerhalb von 20 Jahren nach dem Scheckgesetz hatten sich die Aufgaben der Sparkasse total verändert. Die Sparkassen benötigten innerhalb kürzester Zeit sehr viel Personal und Raum. Als Konsequenz erhielt die Sparkasse 1937 ihren ersten eigenen Neubau am Stiftsplatz.

Zum 1.8.1938 wurde die Amtssparkasse Eslohe von der Sparkasse der Stadt Meschede aufgenommen. Damit fand ein dunkles Stück Sparkassengeschichte ein Ende: Die Amtssparkase Eslohe wurde 1898 gegründet. Im Jahr 1912 stellte die Revision erste Unregelmäßigkeiten in der Amtsführung des erst zwei Jahre zuvor neu eingestellten Rendanten fest, der in Personalunion auch Rendant der Amtskasse war.
Im März 1927 monierte ein Amtsverordneter erstmals die Vergabe von Krediten ohne Bürgschaften. Im August desselben Jahres liefen bei der Landesbank zahlreiche Anfragen verschiedener Geldinstitute ein, bei denen die Amtssparkasse Eslohe um Kredite angefragt hatte. Nach und nach wurde das ganze Ausmaß erkennbar. Mindestens über zwei Jahre hatte der Rendant zusammen mit dem Amtsbürgermeister und Leiter des Vorstands der Sparkasse in großem Umfang dubiose Geldgeschäfte im Namen des Amtes und der Sparkasse durchgeführt. Hauptsächlich in Berlin, aber auch in anderen Städten und Gemeinden und bei zahlreichen Geldinstituten und verschiedenen Unternehmungen wie Kinos, Einrichtungen in Seebädern und zweifelhaften Etablissements hatten die Esloher ihre Hände im Spiel. Im September 1928 wurden der Amtsbürgermeister und der Sparkassenrendant verhaftet. Zur Abdeckung der Verluste gelang es zunächst, eine zinslose Sanierungsanleihe zu erhalten. Als aber noch weitere Fehlbeträge auftauchten, wurde das Amt Eslohe 1934 zahlungsunfähig. Der Oberpräsident von Westfalen und der Sparkassen- und Giroverband stimmten zu, den Fehlbetrag aufzubringen. Voraussetzung war allerdings die Übernahme der Amtssparkasse Eslohe durch die Stadtsparkasse Meschede und die Bildung des Zweckverbandes. Alle Verbindlichkeiten gingen an die Stadtsparkasse Meschede über.

1976 folgte die Vereinigung der Sparkasse der Stadt Eversberg und der Sparkasse Freienohl mit der Sparkasse Meschede mit dem Ziel, zugleich mit der kommunalen Neugliederung auch eine sinnvolle Neugestaltung der Sparkassenstruktur im Mescheder Raum zur Bewältigung der zukünftigen Aufgaben zu erreichen.
Mit der Vereinigung wurden die Sparkassenhauptstellen Eversberg und Freienohl zu Hauptzweigstellen der Sparkasse Meschede. Damit konnte die Sparkasse Meschede den Ausbau ihres Zweigstellennetzes, den sie 1959 begonnen hatte und der noch bis zum Jahr 1979 dauern sollte, fortsetzen.
1998 hatte die Sparkasse insgesamt 14 Zweigstellen. Die Hauptstelle der Sparkasse Meschede am Stiftsplatz wurde 1967 umgebaut und erweitert. Zwischen 1979 und 1981 wurde eine neue Hauptgeschäftsstelle am Winziger Platz errichtet. Die Sparkasse Meschede hatte 1998 eine Bilanzsumme von 843 Mio DM und beschäftigte 172 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Literatur

Reininghaus, Wilfried; Hartmut Schalde und Ralf Stremmel (1998): Handbuch zur Geschichte der westfälisch-lippischen Sparkassen. Bd. 1: Die Sparkassen und ihre Archive. Veröffentl. d. Stiftg. Westf. Wirtschaftsarchive

Sparkasse Meschede (Hrsg.)(1995):  150 Jahre Sparkasse Meschede

Stephan Teutenberg